Eine Geschichte für kleine (und große) Leser
von einem ganz besonderen Wochenende für den Nachwuchs unter den Blechbläsern im Kirchenkreis Reinickendorf (*Trombone=Posaune!)
– von Margit Kowalke
„Lasst uns miteinander!“ sprach Karsten Schröder, Bläserbeauftragter für die Nachwuchsarbeit der Posaunenchöre im Kirchenkreis Reinickendorf, und packte eine ca. 40-köpfige Großfamilie von Tischtennisbällen in seine Notentasche. In der Tasche war es dunkel und eng. Eine nicht geringe Menge von Notenblättern wurde von einer dicken Zewa-Rolle an die Wand gepresst. „Wo fahren wir hin?“ flötete ein feines Stimmchen. Es war das Trompeten-Mundstück, das in die Zewa-Rolle gekullert war und nun im Inneren der Röhre gefangen war. „Jugendherberge Wandlitz! Freizeit für Jungbläser:innen vom 23. bis 25. Februar 2024“ meldete sich das Handy, das stolz darauf war, dass ihm die Gruppen-Fahrkarte für die Bahnfahrt anvertraut worden war. „Jungblääääser:innen, haha!“ tönte es aus der anderen Ecke der Tasche. Es war der Föhn, der sich in seiner allmorgendlichen Funktion geschmeichelt fühlte. Dann ging alles ganz schnell: Karsten schnappte die Tasche und als er sie das nächste Mal – zugegebenermaßen etwas unsanft – absetzte, erfüllte ein Stimmengewirr die Luft. Durch einen Schlitz der Tasche drangen einige Strahlen eines wundervollen Sonnenuntergangs über dem Wandlitzsee und erfüllten das Dunkel wie Musik einen Raum.
Musik, in die sich fröhliches Geschirr- und Zimmerschlüssel-Geklapper mischte. Die Tischtennisball- Großfamilie wurde langsam unruhig. Noch ahnten sie nicht, wie nah sie ihrer Bestimmung bereits waren! Dann endlich kam der große Moment: Die Tasche öffnete sich und alle atmeten auf: Die Zewa-Rolle rollte sich in die Freiheit und machte blättchenweise Bekanntschaft mit ca. 35 kleinen und größeren und auch einigen ziemlich …alten Nachwuchsbläsern, die in großen Halbkreisen vor aufgebauten Notenpulten saßen und alle erwartungsvoll ihre Instrumente auspackten: Trompeten in allen Größen, Tenorhörner, Euphoniums, Posaunen und sogar eine Tuba. Alle würden sie voller Dankbarkeit ihr Kondenswasser aus ihren Instrumenten auf die einzelnen Zewa-Blättchen abseihen…!
Karsten wandte sich seiner Tasche zu und ignorierte die Noten, die bereits ordentlich sortiert auf ihren Einsatz warteten. Dies führte zu einem kleinen Tumult innerhalb der Notenmappe in dessen Folge ein bestimmter Notensatz spurlos verschwand. (Eventuell hatten sie zwischendurch eine Runde „Werwölfe“ gespielt…?)
Nun witterte das Mundstück seine Chance. Doch Karstens Hand glitt an ihm vorbei. Die 40 Augenpaare der Tischtennisball-Familie verfolgten jede Bewegung und berechneten die Wahrscheinlichkeit, dass gerade nach einem von ihnen gesucht würde. Fehlalarm. Karstens Hand umfasste den Griff des Föhns, zog ihn samt Kabel heraus und schloss ihn an den Strom an. Dann schnappte er sich den vorwitzigsten der hibbeligen Tischtennisbälle und kündigte dessen großen Auftritt an. Die Notenschlüssel auf den immer noch wartenden Notenblättern verformten sich zu Fragezeichen, die übrigen Tischtennisbälle klapperten nervös vor sich hin und die vielen Jungbläser:innen wurden überraschte Zeugen eines physikalischen Experiments: Der eingeschaltete Föhn bändigte den kleinen frechen Tischtennisball allein durch seinen Luftstrom! Er drehte sich tanzend kurz vor der Düse und genoss den Wind, der ihn umschmeichelte. Dabei hätte doch der Föhn das Zeug dazu gehabt, ihn durch den ganzen Raum zu jagen! „Das könnt ihr auch!“ eröffnete Karsten die Challenge für die Jungbläser:innen. Er tat etwas, das er in den nächsten zwei Tagen mehrfach bereute: Jeder erhielt von ihm einen eigenen Tischtennisball! Durch starkes Blasen durchs eigene Mundstück, das verkehrt herum im Mund steckte, sollte der Ball im Luftstrom tanzen und an Ort und Stelle bleiben.
Nach und nach gelang dies tatsächlich allen und das war nun der Startschuss für die Noten, die – von vielen bereits gut vorbereitet – die Gruppe musikalisch in Bewegung brachten. „Lasst uns miteinander!“ schlug Karsten vor, „singen, spielen, loben den Herrn!“ Die „Fingerwippe“ machte den schnellen Wechsel der Finger zwischen „12“ und „23“ für diesen Kanon geschmeidig, später wurde die Wippe der Jugendherberge von 12 oder 23 Freiwilligen bemüht. (Am Ende quietsche sie ziemlich – ob da Trompetenöl hilft?)
Immer wieder kamen die jungen Bläser:innen zusammen und probten und probten und probten… Der Sound von „Cha-Cha-Cha“ gefiel Familie Tischtennisball am besten: Vor, während und nach den Bläser-Stücken gaben sie dafür ihr Bestes: Klack —– klack —- klack — klack – klack – klackklackklack…. Sie waren hochmotiviert, bekamen trotzdem eine Absage für das Konzert am 10. März 2024 im Hermann-Ehlers-Haus. Alle anderen sind natürlich dabei – als starkes Team beim Musizieren, Turmbauen und Spielen. Durchlüften müsste man mal, …dachte am Abend nicht nur der Föhn. Klack —– klack —- klack — klack – klack – klackklackklack….
https://posaunendienst-ekbo.de/was-wann-wo/jungblaeserinnen-und-jugendarbeit.html
https://www.kirchenkreis-reinickendorf.de/musik/blechblaeser